Briefwähler setzen den neuen Trend

Nachricht Osterholz-Scharmbeck, 12. März 2018

Licht und Schatten bei Kirchenvorstandswahlen

OSTERHOLZ-SCHARMBECK. Die Urnen der Kirchenvorstandswahlen vom vergangenen Sonntag sind wieder verstaut, die Stimmen längst ausgezählt und die üppigen Kuchenbuffets abgebaut. Jetzt werden in den 16 Kirchengemeinden des Ev.-luth. Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck die Ergebnisse ausgewertet und bewertet. Wie haben die Wähler gewählt? In welchen Gemeinden gibt es Besonderheiten? Wie sieht das Fazit aus? Eine erste Analyse.

Für den Kirchenkreis zieht Superintendentin Jutta Rühlemann ein „verhalten positives“ Resümee. „Ich hätte mir eine höhere Wahlbeteiligung als 11,96 Prozent gewünscht, bin aber noch zufrieden mit dem Wählervotum“. Bei den Vorwahlen in 2012 hatten noch 14,81 Prozent der Wahlberechtigten, in 2006 genau 13,22 Prozent ihre Stimmen vor Ort oder Wahlbrief abgegeben. Die Prozentzahlen, so Rühlemann, seien jedoch nur ein Aspekt der Wahl. „Viel wichtiger ist, dass alle Gemeinden seit vielen Monaten die Wahl engagiert vorbereitet haben und 134 Kandidatinnen und Kandidaten gewinnen konnten, die sich motiviert und mit Freude für ihre Gemeinde und ihre anspruchsvollen Ausgaben“ einsetzen möchten. „Dafür allen herzlichen Dank“. Die Wahl versteht sie nicht als Kampfwahl, „sondern als Ausdruck der Wertschätzung und Bestätigung der Kandidatinnen und Kandidaten.“  

Die 5.685 Wähler/innen haben mit ihren bis zu acht Stimmen aus dem Kandidatenkreis 92 gewählt, davon überwiegend Frauen (61,19 Prozent). Das Durchschnittsalter der Gewählten: 53 Jahre. Darunter sind jedoch diesmal auch vier Gewählte im Alter von 18 bis 24 Jahren, 2012 war es nur einer. Von den 92 Gewählten starten bereits 52 in ihre mindestens zweite Amtszeit.

Wie sieht´s in den Gemeinden aus? Erstaunliche Ergebnisse in Kirchtimke: Mit einer Wahlbeteiligung von satten 41,75 Prozent konnte die Gemeinde ihr Ergebnis von 2012 (ca. 25%) noch einmal eindrucksvoll steigern. Der Grund: Die Kirchtimker hatten als eine der 59 Erprobungsgemeinden in der Landeskirche allen Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen zugeschickt. In den anderen Gemeinden mussten sie extra beantragt werden. Zusätzlich war das Wahllokal geöffnet, doch nur 260 Personen haben hier gewählt. „Wir haben mit diesem Angebot wohl auch den Trend der Zeit getroffen“, freut sich Pastor Wolfgang Preibusch.

Die Reaktionen zur allgemeinen Briefwahl seien durchgehend positiv gewesen. „Die Leute mögen diese bequeme Wahlform und spüren die Wertschätzung der Kirche“. Auch im ganzen Kirchenkreis hat der Anteil der Briefwähler zugelegt: von 18,91 % (2012) auf aktuell 34,78 %. „Die Briefwahl sollten wir stärker bewerben, hier tun sich künftig noch viele Chancen auf“, stimmt die Superintendentin zu.   

Kirchtimke beeindruckt auch bei 14- und 15-Jährigen, die erstmals an der KV-Wahl teilnehmen durften, mit starken Ergebnissen. Etwa 44 Prozent von ihnen konnte die Gemeinde zur Stimmabgabe bewegen, auf Kirchenkreis-Ebene sind es nur 2,88 Prozent. „Fast alle Jugendlichen haben per Brief gewählt“, hat Preibusch ermittelt. „Das Zusenden der Briefwahlunterlagen an alle Wahlberechtigten kann ich nur empfehlen, wir würden es wieder so machen“, resümiert der Pastor.    

Die Wahlbeteiligung in den übrigen Gemeinden bewegt sich zwischen knapp sieben Prozent (Ritterhude, Scharmbeckstotel, St. Willehadi) und 30,94 % (Bruch-Aschwarden) sowie 20,63 % (Hüttenbusch) und 19,66 % (Wallhöfen).

Laut Jutta Rühlemann können die Gemeinden noch Frauen und Männer, meist für Spezialaufgaben, in den KV berufen. Die kompletten Gremien werden dann im Juni in ihr Amt eingeführt. „Sie führen die Geschäfte auf der konstruktiven Arbeit ihrer Vorgänger weiter. Wir haben mit der Wahl eine gute Ausgangsbasis für die Herausforderungen der Zukunft“, sagt die Superintendentin. „Das Leben in den Gemeinden ist lebendig, die Gewählten finden ganz viele Möglichkeiten, ihre Interessen einzubringen“. Die neuen Verantwortlichen würden nicht nur mit den Finanzen, dem Personal und den Gebäuden klug haushalten. „Auch das Gewinnen und Einbinden junger Menschen, neue Formen des Gottesdienstes und die Vertiefung der regionalen Zusammenarbeit sind nur einige der vielen anspruchsvollen Aufgaben“.