Kirchenbezirk Stade: Mehr leitende Frauen als Männer

Nachricht 25. Februar 2015

Stade/Rotenburg (epd). Erstmals in der Geschichte der hannoverschen Landeskirche gibt es in einem Kirchenbezirk mehr leitende Theologinnen als Theologen: Im Sprengel Stade haben ab Anfang März fünf Frauen die Mehrheit in den Superintendenturen zwischen Elbe und Weser. Zum Kollegium der sogenannten Ephoren dieser Region gehören daneben vier Männer. Das sei "ein kleiner Meilenstein", sagte der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy: "Die Fülle der Gaben ist in der Kirche nur in der Gemeinschaft von Frauen und Männern voll realisiert."

An diesem Sonntag führt Brandy mit Pastorin Susanne Briese (51) in der Rotenburger Stadtkirche die fünfte Frau in ein Superintendentenamt zwischen Elbe und Weser ein. Briese leitet künftig den hannoverschen Kirchenkreis Rotenburg im Sprengel Stade, zu dem rund 60.000 Mitglieder in 16 Gemeinden zählen. Auch an der Spitze der Kirchenkreise Bremerhaven, Wesermünde, Osterholz-Scharmbeck und Verden stehen Frauen. Die Kirchenkreise Bremervörde-Zeven, Buxtehude, Cuxhaven-Hadeln und Stade werden von Männern geleitet.

Insgesamt gesehen gibt es in der hannoverschen Landeskirche allerdings noch erheblichen Nachholbedarf, was Frauen in Leitungspositionen angeht. So sind nach Angaben von Kirchensprecher Johannes Neukirch beispielsweise von 53 Superintendentenstellen 13 mit Frauen besetzt. Doch eine förmliche Quote lehnt Brandy ab. "Das wäre nur um den Preis einer weitgehenden Zentralisierung unserer Kirche zu haben, das kann man kaum wollen." Er plädiert unter anderem dafür, mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun.

1964 schaffte die hannoversche Landeskirche mit einem Pastorinnengesetz überhaupt erst die Voraussetzung dafür, dass Frauen ins Pfarramt ordiniert werden konnten. Heute sind etwa ein Drittel ihrer rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren weiblich. Beim theologischen Nachwuchs, den Vikaren, stellen die Frauen die Mehrheit. Mit Blick in die kirchliche Zukunft sagte Brandy, künftig würden Frauen bis zur Leitung auf Augenhöhe mit den Männern und langfristig mit einem leicht wachsenden Übergewicht wirken. "Dieses Miteinander auf Augenhöhe wird uns gut tun." (5012/25.02.15)