Stade (epd). Der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy hat deutsche Waffenlieferungen in Krisengebiete kritisiert. Als drittgrößter Waffenexporteur der Welt führe Deutschland für 8,4 Milliarden Euro Waffen aus, sagte der evangelische Landessuperintendent am Sonntag in der Wilhadi-Kirche in Stade. Etliche landeten auch in Krisen- und Kriegsgebieten. "Auch dadurch wird man schuldig. Ich meine, dass Deutschland seine Exportpraxis überdenken muss", sagte Brandy: "Die weltstärkste Exportnation muss sich doch noch mehr auf menschenfreundlichere Exportgüter hinbewegen können."
In seiner Predigt zum Volkstrauertag erinnerte Brandy an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Auch die Kirche habe damals Schuld auf sich geladen. Sie habe dazu beigetragen, die Kriegsbegeisterung zu schüren und den Krieg religiös aufgeladen. "Es ist bestürzend, wie sehr die Auslegung der Bibel vom Geist der Zeit geprägt ist", sagte Brandy laut Redemanuskript. Umso wichtiger sei es heute, die eigenen Urteile immer wieder zu hinterfragen.
Deutschland lebe jetzt seit fast 70 Jahren im Frieden. Dies sei alles andere als selbstverständlich, sagte Brandy. In der Ukraine herrschten kriegerische Konflikte, wie sie in Europa nicht mehr für möglich gehalten wurden. Angesichts des Terrors der Miliz Islamischer Staat im Irak leuchte ihm der Ruf nach Waffenlieferung an die Kurden ein, sagte Brandy. Deutschland könne aber vor allem helfen, indem Flüchtlinge aufgenommen würden. "Ihnen so freundlich wie möglich zu begegnen - auch das ist ein Beitrag zum Frieden."
Brandy sprach im Rahmen der Predigtreihe der Landessuperintendenten zum Thema "Reformation und Politik". Das Jahresthema "Reformation und Politik" greift die von der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgerufene Reformationsdekade auf. Am 31. Oktober 2017 feiert die evangelische Kirche den 500. Jahrestag der Reformation, mit den Themenjahren wird das Jubiläum vorbereitet.