Stade (epd). In den Häfen an der Nordseeküste besuchen Mitarbeiter der evangelischen Deutschen Seemannsmission die Seeleute immer öfter direkt an Bord. Die Zahl der Besuche sei vergangenes Jahr erneut gestiegen, bilanzierte Landessuperintendent Hans Christian Brandy am Donnerstag in Stade als Vorsitzender der hannoverschen Seemannsmission. Dazu gehören Stationen in Stade, Bremerhaven und Cuxhaven, deren Mitarbeiter zu rund 2.500 Besuchen auf die Schiffe kamen.
Mit mehr als 46.000 Tagesgästen verzeichnete die Seemannsmission in den drei Häfen überdies eine konstant hohe Zahl an Tagesgästen in ihren Clubs. Dazu kamen 2013 mehr als 9.000 Übernachtungen in den Heimen der Organisation. Die Bordbesuche seien wichtig, um etwas gegen die soziale Isolation auf den Schiffen zu tun, sagte der Bremerhavener Seemannspastor Werner Gerke. Angesichts des schnellen Warenverkehrs und der kurzen Liegezeiten der Schiffe in den Häfen hätten viele Seeleute gar keine Chance, von Bord zu gehen.
Etliche Menschen an Bord bewege derzeit die Krise in der Ukraine, berichtete Gerke. "Die meisten Seeleute kommen von den Philippinen, eine große Zahl aber auch aus Russland und der Ukraine." Thema bei den Gesprächen seien außerdem die fortlaufenden Piratenüberfälle in Südostasien und vor Westafrika. "Viele suchen das Gespräch", sagte der Seelsorger. Das löse die Probleme zwar nicht, nehme aber den Druck.
"Dass wir ein offenes Ohr haben, ist vielen Seeleuten eine große Hilfe."
Die hannoversche Seemannsmission hat Gerke zufolge einen Jahresetat von rund 1,8 Millionen Euro. Sie ist Teil eines größeren Netzwerkes, zu dem insgesamt 16 Stationen im Inland und unter dem Dach der Deutschen Seemannsmission mit Hauptsitz in Bremen noch einmal 16 Niederlassungen im Ausland gehören. Das nationale und internationale Netz solle in nächster Zeit stärker verzahnt werden, um den Fortbestand zu sichern, kündigte Brandy an.
Die Deutsche Seemannsmission arbeitet nach Angaben ihrer Generalsekretärin Heike Proske mit einem Jahresetat von rund 2,5 Millionen Euro. Sie kooperiert dabei eng mit anderen christlichen Seemannsmissionen und Organisationen wie der Internationalen Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF. Ihre Arbeit wird aus Kirchensteuern, Spenden und freiwilligen Schiffsabgaben der Reeder finanziert.
Weltweit wollen etwa 700 Haupt- und Ehrenamtliche der Deutschen Seemannsmission mit Freizeitangeboten außerhalb der Bordroutine der Vereinsamung und Entfremdung in den zunehmend multinationalen Besatzungen entgegenwirken. Seeleute seien für die Menschen an Land wichtiger, als viele ahnten, betonte Proske: "Mehr als 90 Prozent aller Waren kommen auf dem Seeweg zu uns."