Ostern – Wider die Zukunftsangst

Nachricht Stade/Elbe-Weser-Raum, 08. April 2023

Osterbetrachtung von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Die Aussichten sind düster. Das empfinden viele Zeitgenossen derzeit. Selbst wenn es vielen zu diesem Osterfest gut geht: In die Zukunft schauen die meisten eher skeptisch, wie aktuelle Umfragen zeigen. Die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine ist im März 2023 noch einmal gestiegen. Die kräftige Inflation lässt fürchten, dass man nicht mehr über die Runden kommt oder zumindest der Wohlstand sinkt. Dazu kommt die Sorge vor den Folgen des Klimawandels. Der sogenannte „Angstindex“, den Wissenschaftler aus allen abgefragten Sorgen der Menschen erheben, ist deutlich gestiegen. Erhofften sich Menschen früher von der Zukunft den Fortschritt, erwarten sie heute, dass es bergab geht. Über die Jüngeren liest man immer wieder das Etikett „Generation Zukunftsangst“ – mir zieht sich das Herz zusammen dabei.

In dieser Lage feiern wir Ostern 2023. Vielleicht passt das ganz gut. Die Ostergeschichten der Bibel beginnen bei einer „Gruppe Zukunftsangst“. Der Kreis der Leute, die Jesus begleitet hatten, ist nach seiner Kreuzigung allein geblieben. Mit Jesus mitbegraben sind ihre Hoffnungen und Erwartungen nach tollen gemeinsamen Jahren. Jetzt ist er tot. Krise. Der „Angstindex“ – was für ein Unwort! – ist am Anschlag.

Es ist nicht erklärbar, es bleibt ein Geheimnis. Aber in genau diese Situation hinein begegnet der auferstandene Jesus seinen Gefährten. Den Frauen zuerst. Er löst den Knoten ihrer Angst. Er lässt sie neu auf Gottes Nähe und Gottes Zukunft vertrauen. Und er schickt sie auf den Weg. Aus Zweifel wird Glaube, aus Resignation wird Hoffnung, aus Mutlosigkeit wird Kraft. Aus der Gruppe „Zukunftsangst“ entsteht die Gruppe „Hoffnung“. Sie bildet den Anfang der christlichen Gemeinde.

Keine Frage: Die Gefahren sind ja real. Wie es mit dem Krieg weitergeht, weiß niemand, die Bedrohungen durch den Klimawandel sind unabweisbar. Aber beherrschen lassen sollten wir uns von der Angst nicht. Jesus schickt seine frustrierten Anhänger mit neuer Zuversicht auf den Weg – mit einem starken Gottvertrauen. Ostern ist das Fest der starken Hoffnung, dass Tod, Gewalt und Terror nicht das letzte Wort behalten werden.

Die Botschaft von Jesu Auferstehung, so geheimnisvoll sie bleibt, begründet eine neue Zuversicht. Die macht nicht leichtfertig, sondern lässt Menschen mit Kraft und Vernunft eintreten für ein friedliches Miteinander und eine gute gemeinsame Zukunft. Wer nicht von Furcht bestimmt ist, kann mit freiem Herzen und freien Händen eintreten für den und die Nächste.

Die österliche Botschaft steht dafür, dass Gott selbst den Horizont weitet und erhellt. So wie am Ostermorgen die aufgehende Sonne davon kündet, dass Gottes Wille für unsere Welt das Leben ist. Christus ist auferstanden – das ist Gottes letztes Wort. In diesem Zeichen der Hoffnung feiern wir auch in diesem Jahr Ostern - gegen alle Zukunftsangst.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest!

Regionalbischof
Dr. Hans Christian Brandy, Stade

Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade