Pastorin Gudrun Müller ist Beauftragte für den Pastoralpsychologischen Dienst (PPD) im Sprengel Stade: Anfang April trat sie dort ihren Dienst im Umfang einer halben Stelle an. Mit einer weiteren halben Stelle ist sie als Leiterin der Ehe- und Lebensberatungsstelle im Diakonischen Werk Bremervörde-Zeven tätig.
„Die Beratungsarbeit ist eine ideale Ergänzung zur Seelsorge – für beides braucht es eine bestimmte Art, auf Menschen zuzugehen, und beides ist eine zentrale Aufgabe der Kirche in der Zukunft“, sagt Gudrun Müller, die dem Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover zugeordnet ist. „Dafür ist es nötig, eine ganz große Offenheit zu haben und Menschen mit Neugier zu begegnen. Wenn man anfängt zu denken ‚Jetzt weiß ich, wie es läuft‘, beginnt man schon, in Schubladen einzusortieren – dagegen hilft nur, sich Offenheit und Neugier zu erhalten.“
Genau das ist es auch, was Gudrun Müller an ihren neuen Aufgaben reizt: „Ich war schon immer neugierig und habe Freude daran, unter Menschen sein – das war auch im Pfarramt schon so“, erzählt sie. Nach ihrem Theologiestudium in Kiel und Bonn zog sie zum Vikariat nach Ostfriesland und fand es dort nach dem ersten kleinen Kulturschock wunderschön. In den Jahren 2008 und 2009 absolvierte sie dann ein Sondervikariat an der Erlöserkirche in der Altstadt Jerusalems und erlebte den Gaza-Krieg mit schwerem Raketenbeschuss und Luftangriffen mit. Nach weiteren Stationen war Gudrun Müller seit 2012 im Kirchenkreis Syke-Hoya tätig; zunächst im Gemeindepfarramt, in den zurückliegenden anderthalb Jahren als Springerin.
„Der Schwerpunkt in meinem beruflichen Leben war schon immer die Seelsorge – schon im Abschlussbericht zu meinem Vikariat habe ich dafür eine Empfehlung bekommen“, erzählt Müller. Seelsorge sei ihr immer ein besonders wichtiger Teil der Arbeit gewesen; irgendwann sei dann ein Flyer zur ersten Stufe der psychoanalytisch orientierten Weiterbildung des PPD auf ihren Schreibtisch geflattert. „Ohne das Ziel genau zu kennen, habe ich damals gedacht: Das bringt mich beruflich weiter, das kann ich an vielen Stellen anwenden.“
Vor ein paar Jahren schon hörte sie dann mit Interesse von der PPD-Beauftragung im Sprengel Stade, auf der damals Pastorin Claudia Panhorst tätig war. Mit ihrem Dienstantritt schließe sich für sie jetzt ein Kreis, da auch ihre Mutter aus der Region komme und sie nun in deren Haus lebe, so Müller.
Ihren Dienstsitz hat Gudrun Müller im Büro des PPD in Stade sowie in der Ehe- und Lebensberatungsstelle in Bremervörde mit einer Außenstelle in Zeven. Zunächst wird sie dort etwa dreieinhalb Monate lang tätig sein; im Sommer geht sie dann in den Mutterschutz und nach der Geburt ihres Kindes in Elternzeit. Vor diesem Hintergrund beginnt sie aktuell keine auf längere Zeit angelegten Supervisionsprozesse; allzu lange soll die Pause jedoch nicht andauern: „Im Frühjahr 2024 möchte ich gerne wieder mit der Arbeit beginnen.“
Entlasten, stabilisieren und neu orientieren – der Pastoralpsychologische Dienst
Wer Seelsorge betreibt, braucht selbst auch Seelsorge: Der Pastoralpsychologische Dienst (PPD) bietet Seelsorge und Beratung an, die kirchliche Mitarbeitende in beruflichen oder persönlichen Konflikten oder Krisen in Anspruch nehmen können um sich zu entlasten, zu stabilisieren und neu zu orientieren.
Einzelsupervision bietet die Möglichkeit, die eigene Situation und das eigene (Leitungs-)verhalten, die Kommunikation, das Rollenverständnis sowie Glaubenseinstellungen und Erwartungen im beruflichen Kontext zu bearbeiten. Teamsupervision dient der Teamentwicklung, der Klärung von Konflikten, der Entwicklung von Perspektiven für die gemeinsame Arbeit und der Förderung der Arbeitszufriedenheit. Balint- und Supervisionsgruppen stellen eine sinnvolle Methode dar, um schwierige berufliche Situationen besser zu verstehen und die eigene Professionalität zu stärken.
Weiter bietet der PPD nach Bedarf Vorträge und Workshops zu pastoralpsychologischen und seelsorglichen Themen an; darüber hinaus Fortbildungen in ganz unterschiedlichen Formaten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeitsfeldern der Seelsorge. Durch Beauftragungen in den Sprengeln ist die Arbeit des PPD regional orientiert; der überwiegende Teil der Angebote findet dezentral in den Regionen statt.
Andrea Hesse, Zentrum für Seelsorge und Beratung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers