"Mein Schiff 3": Notfallteam besiegt mit Film Todesangst

Nachricht Cuxhaven, 02. Juni 2020

Cuxhaven (epd). Während ihres Quarantäne-Aufenthaltes am Cuxhavener Steubenhöft hatten offenbar viele Crewmitglieder des Kreuzfahrtriesen "Mein Schiff 3" Todesangst. In den ersten Tagen sei das ein "riesiges Thema" gewesen, sagte der Cuxhavener Seemannsdiakon Martin Struwe in einem Interview, das am Freitag das Havariekommando in Cuxhaven veröffentlichte. "Viele hatten die Sorge, dass eine Infizierung das Ende bedeutet", verdeutlichte der 49-jährige Seelsorger. Er hatte an Bord des Schiffes in der ersten Maihälfte in einem sechsköpfigen Team der psychosozialen Notfallversorgung gearbeitet.

Das Schiff war von der Reederei Tui Cruises als eine Art Sammeltaxi für Besatzungsmitglieder des Touristik-Konzerns eingesetzt worden. Die Corona-Pandemie hatte weltweit das Kreuzfahrten-Geschäft gestoppt - von Cuxhaven aus sollte die Rückreise der Crew, etwa 2.900 Menschen aus 73 Nationen, in ihre Heimatländer organisiert werden. Doch massive Reisebeschränkungen und vereinzelte Corona-Infektionen verzögerten die Aktion und ließen die "Mein Schiff 3" zu einem riesigen Quarantäne-Lager werden. Mittlerweile konnten 1.900 Crewmitglieder in ihre Heimatländer gebracht werden, bilanzierte die Reederei am Freitag.

Struwe sagte, durch eine besondere Aktion habe das Team der Notfallversorgung vielen Besatzungsmitgliedern Ängste nehmen können. "Wir hatten bei uns einen Kollegen, der eine Corona-Infektion überstanden hatte. Da haben wir ein Interview mit ihm drehen lassen, das über das Bordfernsehen ausgestrahlt wurde." Es sei nicht so gewesen, dass die Schiffsführung die Gefährdungen durch das Virus vorher nicht erklärt habe. "Aber Menschen nehmen natürlich auf unterschiedliche Weise Informationen auf." Sie hätten dann verstanden, "dass Corona kein Todesurteil ist".

Der Einsatz der Notfallversorgung lief über neun Tage vom 5. bis 13. Mai. Kurz nach Ende lobte der Leiter des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees, das Engagement des Teams. Sie hätten die Lage an Bord entscheidend verbessert. Am Freitag ergänzte er, Kleinigkeiten könnten bei einem solchen Einsatz einen großen und entscheidenden Unterschied machen. Noch am Freitag sollte die "Mein Schiff 3" Cuxhaven verlassen, um dann vor Wangerooge mit noch 1.000 Besatzungsmitgliedern vor Reede zu gehen.

Dieter Sell, Evangelischer Pressedienst Niedersachsen/Bremen