Seit Ende April also kann Linda Anderson hier in der Markuskirchengemeinde an drei Tagen in der Woche Essen kostenlos mitnehmen für ihre drei Jungs, drei, fünf und acht Jahre alt. Und wie schmeckt es denen? „Meistens gut“, sagt Linda Anderson, besonders Senfeier und Kaiserschmarrn sei bei den Dreien sehr beliebt, sagt sie und lächelt. Auch Sonja Märtens ist froh über das Angebot. Pastor Dieterich-Domröse kennt sie noch aus der Zeit, als sie hier in der Kirche im Gospelchor sang. Seitdem sie davon hörte, holt sie das Essen für sich und ihren zehnjährigen Sohn. Gemeinsam sitzen sie dann zusammen, genießen diese Zeit, die es sonst unter der Woche ja auch nicht gibt. „Das hat uns näher zusammengebracht“, sagt sie. Essen verbindet, das mag eine Floskel sein, aber eben doch auch wahr.
Und weil Sonja Märtens' Umschulung wegen der Pandemie verschoben wurde, hatte sie in den ersten Wochen Zeit. Und wollte helfen, etwas zurückgeben. Das sagte sie dem Pastor, und zusammen entstand die Idee, dass sie einer anderen Familie das Essen mitbringt, die zwischen 12 Uhr und 14 Uhr keine Zeit hat, es abzuholen. „Wir sind jetzt befreundet“, erzählt Märtens.
Die Krise, sie erzählt also auch schöne Geschichten. Pastor Dieterich-Domröse hätte natürlich gerne auf die Pandemie verzichtet. Und doch hat auch ihn diese besondere Zeit gerade auch mit Menschen ins Gespräch gebracht, die er lange nicht gesehen hatte oder die sonst nicht ihren Weg in die Gemeinde finden. So wie mit Linda Anderson. „Wir haben uns kennenlernt, hier draußen vor der Kirche geschnackt, das ist doch herrlich, dass so etwas auch möglich ist“, sagt er. Linda Anderson wurde katholisch getauft, ist dann aber später ausgetreten. Eine Nähe zu Gott, zum Glauben, zur Gemeinschaft hat sie dennoch. Sie habe sich zuletzt viel mit der Orthodoxie beschäftigt, habe zu Hause viele Bücher zum Thema Glaube. „Ich fühle mich dem Glauben schon nahe – aber den richtigen Weg, die richtige Kirche habe ich für mich noch nicht gefunden“, sagt sie.