NS-Gedenkstätte Sandbostel erinnert virtuell an Befreiung

Nachricht Sandbostel, 23. April 2020

Virtuelle Gedenkveranstaltung anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Kriegsgefangenenlager X B Sandbostel am Mittwoch den 29. April 2020

Grußworte von Ministerpräsident Weil und Landesbischof Meister

Sandbostel/Kr. Rotenburg. Mit einem Gedenken im Internet soll am 29. April an den 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Kriegsgefangenlagers im niedersächsischen Sandbostel erinnert werden. Aufgrund der Corona-Pandemie habe man auch in Sandbostel die Möglichkeit der physischen Teilnahme an der Gedenkveranstaltung absagen müssen, sagte Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann am Donnerstag. Aber virtuell solle Angehörigen in Europa und in zahlreichen außereuropäischen Ländern von Argentinien bis Australien und von den USA bis Russland sowie den Gästen aus Deutschland zumindest die virtuelle Teilnahme ermöglicht werden.

Das Gedenken beginnt Ehresmann zufolge um 16 Uhr auf dem Portal mit der Adresse www.stiftung-lager-sandbostel.de/Gedenken2020. An erster Stelle steht nach der Eröffnung ein Grußwort des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD). Danach kommen unter anderen Botschaftsvertreter, Angehörige und der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zu Wort.

Am Nachmittag des 29. April 1945 erreichten die ersten britischen Soldaten das Kriegsgefangenenlager. Sie befreiten Ehresmann zufolge etwa 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge. "Die britischen Soldaten waren tief erschüttert über die Zustände in dem Bereich, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren, und nannten Sandbostel 'a minor belsen' - ein kleines Belsen."

Ein weiterer Teil des virtuellen Gedenkens soll eine Aktion auf dem ehemaligen Lagerfriedhof sein, die Ehresmann als "temporäres Denkmal" beschreibt. Dafür wurden unter dem Titel "Call for Remembrance" Dinge zum Gedenken gesammelt - Briefe, Fotos und Objekte von Angehörigen und Gästen aus 16 Ländern.

Die Zahl der in Sandbostel verstorbenen Kriegsgefangenen ist bis heute nicht geklärt. Nachweisbar sind nach Informationen der Gedenkstätte mindestens 5.200 Kriegsgefangene und etwa 3.000 KZ-Häftlinge. "Es dürften aber insbesondere deutlich mehr sowjetische Soldaten auf der heutigen Kriegsgräberstätte Sandbostel in Massengräbern ruhen", sagte Ehresmann. Hinzu kämen etwa 10.000 sowjetische Kriegsgefangene, die in Sandbostel registriert gewesen und in einem der Arbeitskommandos gestorben seien.

Dieter Sell, Evangelischer Pressedienst