Debstedt. "Mehr moderne Musik", "lebendige Familiengottesdienste", "Aktionen unter freiem Himmel" - ein bißchen weiß Pastorin Christa Maschke bereits jetzt, was ihre Kirchengemeinde will. "Beim Gemeindefest haben wir unsere Luther-Tür bereits einmal aufgestellt." Luther-Tür? Ja, die Gemeinde, zu der die Ortschaften Debstedt, Wehden und Sievern gehören, hat seit kurzem eine ganz besondere Tür. Die kann man zwar nicht öffnen, doch hat sie Platz für viele "Thesen". Und öffnet so vielleicht den Blick in die Zukunft der Kirche.
"Im Jahr des Reformationsjubiläums wollten wir nicht nur zurückschauen", sagt Christa Maschke und verweist auf einen Banner in der Debstedter Kirche. "500 Jahre - die Reformation geht weiter" ist darauf zu lesen. "Das finde ich wichtig", betont die Pastorin. "Was muss sich heute ändern, damit Kirche gut bleibt?", war dann auch die Frage, die sie mit ihrem engagierten Kirchenvorstand diskutiert hat. Zusammen kamen sie auf die Idee, den Menschen eine Luther-Tür anzubieten. Frei nach dem Motto: "Mach's wie Luther - schlag 'ne These an" sollen die Gemeindeglieder ihre Wünsche, ihre Kritik, aber auch ihr Lob auf Zettel schreiben und an die Tür pinnen.
Diese Tür hat Johann Bösch aus Wehden getischlert. "Extra für uns", freut sich die Pastorin. Sie ist aus hellem Holz, mit Beschlägen und einem fachmännischen Riegel, ein kleines Meisterstück. Das geht nun auf Reisen. "Wir werden die Tür im August nacheinander auf dem Marktplatz in Debstedt, vor dem Wehdener Kindergarten und vor der Alten Schule in Sievern aufstellen", sagt Christa Maschke, die seit neun Jahren Pastorin der Gemeinde ist. Sie hofft, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, dass sie sich trauen, Stift, Zettel und Klebeband in die Hand zu nehmen und aufzuschreiben, was sie sich von Luthers Kirche wünschen. "Ich werde mich auch mal mit einer Kanne Kaffee dazu stellen", kündigt Christa Maschke an. Sie hofft auf Gespräche, gerade auch mit Menschen, die nicht zur Kerngemeinde gehören.
Wenn die Tür ihre Tournee beendet hat, werden die Thesen im Kirchenvorstand gelesen und ausgewertet. Wer erfahren möchte, was sich die Debstedter, Wehdener und Sieverner von ihrer Kirche erhoffen, ist herzlich zu einem Luther-Mahl eingeladen. Das wird am 3. September aufgetischt. Dann gibt es Spanferkel, Bratkartoffeln und Sauerkraut zu essen. "Außerdem spielt der Kreis Alte Musik aus Cuxhaven."
"Wir sind gespannt, was wir an der Tür lesen werden", sagt Christa Maschke. Einen so gewaltigen Umbruch wie Luthers Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 werden die Zettelchen nicht auslösen, aber "wir werden erfahren, was sich die Menschen wünschen. Und dann überlegen, was das für uns als Gemeinde bedeutet." Eins ist der Pastorin aber jetzt schon klar: "Veränderungen können nicht nur die Pastoren allein bewirken. Das ist eine Aufgabe, die wir alle gemeinsam anpacken müssen."
Ute Schröder, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Wesermünde