Hannover/Worpswede. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers und die Hanns-Lilje-Stiftung weiten die Kulturarbeit in Kirchen aus. Sie fördern in einem auf vier Jahre angelegten Programm weitere sechzehn Kirchen mit bis zu 7.500 Euro. Die Förderung soll die Begegnung von Kirche und Theologie mit zeitgenössischer Kunst und Kultur auf- und ausbauen. In die Förderung aufgenommen wurde auch die Zionskirche Worpswede.
„Die bisherige Förderung hat zu einer Mobilisierung und Profilierung der kirchlichen Kulturarbeit geführt, die weit über die einzelnen Gemeinden hinaus in die Kirche und die Gesellschaft wirkt“, so Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung. „Die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und Kultur erfolgt konzentriert und auf hohem Niveau. Vor allem erweisen sich die Kirchen als hervorragender Resonanzraum für zeitgenössische Kunst und Kultur, weil sie als Orte gelebten Glaubens von der Geschichte Gottes mit den Menschen erzählen und sich damit wie die zeitgenössische Kunst und Kultur existentiellen Fragen geöffnet haben.“
Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Klaus Grünwaldt und Dr. Matthias Surall, der Beauftragte für Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste, erläutern: „Als Kirche suchen wir den Dialog mit Kunst und Kultur. Wir sind Auftraggeber, aber auch Gastgeberin und Dialogpartner für zeitgenössische Kunst. Durch die kreative Zusammenarbeit entstehen neue Räume für ein Gespräch über Gott, die Welt und das Leben in ihr. Der Kulturkirchenfonds eröffnet beste Chancen, dass sich Kulturarbeit in der Fläche der Landeskirche weiter entwickelt und vielgestaltig verstetigt.“
Kunstprojekt „Ich bin so frei“ für die Zionskirche Worpswede
Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Worpswede schreibt 2017 aus Anlass 500 Jahre Reformation einen Kunstwettbewerb für ein temporäres Kunstprojekt aus. Das Kunstwerk soll auf den Kirchenraum der Zionskirche ausgerichtet sein. Eine Jury wird Ende März die Preisträgerin bzw. den Preisträger auswählen. Diese/r wird beauftragt, das Kunstwerk im Sommer 2017 zu realisieren. Es stehen 5.000 Euro zur Verfügung einschließlich der Kosten für Material, Reise, Transport sowie Auf- und Abbau.
Bewerbungsschluss ist der 20. März 2017.
Ich bin so frei – thematischer Hintergrund
Die Geschichte der Kirchen – auch der evangelischen – ist durchaus nicht immer eine Geschichte der Freiheit, sondern auch eine Geschichte von Bevormundung oder gar Unterdrückung von Einzelnen und Gruppen, sowohl innerkirchlich als auch gesellschaftlich-politisch. Dabei ist bereits in der hebräischen Bibel die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten ein grundlegendes Thema in der Beziehung zu Gott. Daran erinnern religiöse Rituale ebenso wie die Begründung der Regeln des Zusammenlebens (vgl. die zehn Gebote, 2. Mose / Exodus 20). Pointiert schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Gemeinden in Galatien: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Denn in Christus Jesus gilt ... der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Gal 5, 1+6).
Und drei Jahre nach den 95 Thesen veröffentlicht Martin Luther seine programmatische Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Darin formuliert Luther paradox: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade