Der erste europäische Orgelbauer
Grasberg/Kr. Osterholz (epd). Kaum ein anderer hat so viele Instrumente geschaffen wie der berühmteste Orgelbaumeister des norddeutschen Barock, Arp Schnitger (1648-1719). Musikwissenschaftler sehen in ihm den ersten europäischen Orgelbauer. Etwa 170 Instrumente hat er neu gebaut, wesentlich umgebaut oder im größeren Umfang repariert.
Schnitger wurde 1648 in Schmalenfleth geboren, heute ein Stadtteil von Brake in der niedersächsischen Wesermarsch. 1678 übernahm er nach dem Tode seines Lehrmeisters Berendt Huß dessen Werkstatt in Stade. Wenige Jahre später verlegte er seinen Wirkungskreis nach Hamburg, um dort in der St.-Nicolai-Kirche sein größtes Werk mit mehr als 4.000 Pfeifen zu bauen. Die 1694 erbaute und nun restaurierte Orgel in Grasberg bei Bremen zählt zu den Schnitger-Orgeln, in denen noch originale Register des Meisters enthalten sind.
Von Hamburg aus exportierte Schnitger seine Instrumente zu-nächst in den norddeutschen Raum und in die Niederlande, später auch nach Russland, England, Spanien und Portugal. Eine Schnitger-Orgel, die 1701 in Hamburg erbaut wurde, gelangte sogar in die brasilianische Stadt Mariana. Dort ist sie in der katholischen Catedral da Sé noch in Gebrauch.
Heute existieren nach Angaben von Experten noch 45 Orgel-Prospekte von Schnitger, die einen Eindruck von der Orgelkultur Nordeuropas in der Barockzeit vermitteln. Musiker sind noch immer fasziniert vom Klang der Instrumente. Sie loben durchgängig das harmonische Verhältnis von Grund- und Obertönen sowie die unterschiedlichsten Charaktere der Flöten, die zu einer erstaunlichen Klangfülle verschmelzen.
Nach seinem Tod 1719 in Neuenfelde, das heute zu Hamburg gehört, machten sich viele Schnitger-Schüler selbstständig und pflegten so im Stile ihres Meisters die Orgeln. Mittlerweile sind sie zu einem herausragenden Bestandteil der globalen Orgelkultur geworden. Deshalb wollen Bewunderer des Baumeisters erreichen, dass Schnitgers Werk anlässlich seines 300.
Todesjahres 2019 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wird.
Info: Buchhinweis: Cornelius H. Edskes/Harald Vogel, «Arp Schnitger und sein Werk», zweite aktualisierte und erweiterte Auflage, Verlag H. M.
Hauschild Bremen 2013, 224 Seiten, 48,50 Euro