Wertvolle Schnitger-Orgel frisch restauriert
Von Dieter Sell (epd)
Sie gehört zu den am besten erhaltenen Schnitger-Orgeln weltweit. Jetzt ist das Instrument in Grasberg bei Bremen gründlich überholt worden - und klingt wieder so, wie es sein Baumeister vor mehr als 300 Jahren einst geschaffen hat.
Grasberg/Kr. Osterholz (epd). Nach erfolgreicher Sanierung tönt die historische Orgel in der evangelischen Kirche von Grasberg bei Bremen wieder in voller Klangfülle. Das wertvolle Instrument aus der Werkstatt des barocken Orgelbaumeisters Arp Schnitger (1648-1719) gilt als Kleinod, musste aber dringend von Staub und Schimmel gereinigt werden.
Auch die klimatischen Bedingungen in der Kirche seien verbessert worden, damit die aus dem Jahr 1694 stammende und nun frisch gestimmte Orgel künftig besser erhalten werden könne, sagte am Montag Kirchenvorstand Siegfried Eckhoff.
Mit einem Investitionsaufwand von knapp 120.000 Euro und mit Unterstützung vieler Spender und Sponsoren wurde unter anderem die Orgel komplett auseinandergenommen. Die Arbeiten hatte Orgelbauer Rowan West aus Altenahr bei Bonn übernommen, der derzeit auch die Schnitger-Orgel in Oederquart bei Stade restauriert. Das Instrument dort ist noch älter und stammt aus dem Jahr 1682. Die Arbeiten in Oederquart kosten nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rund 620.000 Euro.
In Grasberg soll das Instrument, zu dem 21 Register in 33 Pfeifenreihen gehören, am 26. Februar mit einem Festakt wieder eingeweiht werden. Es zählt nach Angaben der Arp-Schnitger-Gesellschaft in Grasberg zu den weltweit 35 erhaltenen Schnitger-Orgeln, in denen noch originale Register des Orgelbaumeisters enthalten sind. Erbaut wurde sie zunächst für die Kirche eines Hamburger Waisenhauses, kam dann aber 1788 in die damals neu errichtete Grasberger Kirche. Zwischen 1980 und 1985 wurde das Instrument für damals 250.000 DM schon einmal grundlegend restauriert, weil es vom Abriss bedroht war.
Zuletzt klang die Grasberger Orgel eher dumpf. Jetzt hat sie West so gestimmt, dass sie hell und klar klingt - "wie in ihrer Anfangszeit im Waisenhaus", sagte Eckhoff. Wie der Orgelbauer das geschafft hat, bleibt sein Geheimnis. "Den Schnitger-Klang hinzubekommen, ist die schwierigste Aufgabe, die sich einem Orgelbauer im 21. Jahrhundert stellen kann", sagte West. "Dahinter liegen Geheimnisse, Bautechniken, die wir nicht mehr kennen, und hinter die wir jetzt, 300 Jahre später, erst Stück für Stück kommen."
Die Grasberger sind jedenfalls mit seiner Arbeit hoch zufrieden. West habe mit Hingabe gearbeitet und sei ein wahrer Künstler, sagte Claus Oehlmann, Vorsitzender der örtlichen Arp-Schnitger-Gesellschaft. Damit die Orgel die nächsten Jahrzehnte gut übersteht, wurde zudem eine neue Heizung eingebaut, die die Kirche langsam aufwärmt, was für das Holz und die Pfeifen des Instrumentes wichtig ist - maximal einen halben Grad pro Stunde.
Arp Schnitger (1648-1719) gehört zu den berühmtesten Orgelbaumeistern des norddeutschen Barock. Kaum ein anderer hat so viele Instrumente geschaffen wie der Mann, der in der Wesermarsch geboren wurde.
Musikwissenschaftler sehen in ihm den ersten europäischen Orgelbauer.
Etwa 170 Instrumente hat er neu gebaut, wesentlich umgebaut oder im größeren Umfang repariert. Von Hamburg aus exportierte Schnitger seine Instrumente zunächst in den norddeutschen Raum und in die Niederlande, später auch nach Russland, England, Spanien und Portugal.
Info: Festakt zur Wiedereinweihung am Freitag, 26. Februar, ab 18 Uhr in der evangelisch-lutherischen Findorff-Kirche Grasberg.