Kreisfrauentreffen in Harsefeld
„Zum Glück gilt mehr als Glücklichsein.“ Unter diesem Motto stand am 29. September das 67. Kreisfrauentreffen des Kirchenkreises Buxtehude. Superintendent Dr. Martin Krarup sprach zum ersten Mal vor den Frauen aus den elf Gemeinden. Der Sonnenschein hatte rund 320 Christinnen nicht davon abgehalten, die herbstlich geschmückte Harsefelder Festhalle für einen gemeinsamen Nachmittag aufzusuchen.
Eingeladen hatte zu dem Treffen ein ehrenamtliches Team um die Kreisbeauftragte Margret Voss. Eine plattdeutsche Geschichte, vorgetragen von Marianne Heins aus der Kirchengemeinde Mulsum sowie ein Theaterstück zum Thema aus der Feder von Constanze Fitschen aus Harsefeld sorgten für Heiterkeit. Posaunenklänge empfingen die Besucherinnen schon vor der Tür und begleiteten ihre Gesänge während der Versammlung.
Ernstere Töne schlug Pastorin Hanna Rothermundt in ihrer Andacht an. Sie stellte heraus, dass Menschen Gottes Liebe und Fürsorge in Krisen oft darin erfahren, dass andere Mitmenschen sich mitfühlend für sie einsetzen.
Im ersten Teil seines Vortrags beschäftigte sich Krarup mit dem „Zwang zum Glücklichsein“. Er kam auf das Glücksempfinden des Aristoteles zu sprechen, das sich noch in der Befriedigung von Bedürfnissen wie Muße für ein gutes Buch, ausfüllenden Tätigkeiten, Gesundheit und Nahrung erschöpfte. Doch seitdem hat das Streben der Menschen nach Glück längst höhere Stufen erklommen. In dem Konzern Google habe man ein Glücksmanagement eingerichtet, da glückliche Menschen besser arbeiteten als unglückliche. Regelmäßig werde das Glücksempfinden der Mitarbeitenden auch in anderen Firmen abgefragt und elektronisch ausgewertet.
Mit einem Ausflug in die Hirnforschung und in die Werbestrategien von Unternehmen entlarvte er viele Glücksangebote unserer Zeit: „Es steckt eine Menge Geld darin, das Glück zu erforschen. Ist das alles wirklich Glück, wenn Glück etwas wird, das man steuern kann wie Fertigungsprozesse in einer Fabrik?“
Die Kirche als Teil der Gesellschaft sei ebenso anfällig für die Glücksversprechen der Werbung. Doch sie könne nur verlieren, wenn sie Glauben anbiete als „christliche Wellness“.
Im zweiten Teil seines Referats kam er auf die Jahreslosung zu sprechen: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Er gab zu, dass die etwas freie Übersetzung dieses Satzes aus dem 73. Psalm ein Zugeständnis an die Hersteller von Kalendern und Kugelschreibern auf dem christlichen Markt sei.
Hintergrund dieses Satzes sei aber ein Mensch, der eine andere Erfahrung mit dem Glück gemacht habe: „Der 73. Psalms ist Ausdruck einer Glaubenskrise. Hier betet jemand, der mit dem Glück der Gottlosen nicht zurechtkommt.“ Der Beter habe erfahren, dass es denen, die böse Reden schwingen und sich an den Gütern der Welt bereichern, besser gehe als ihm. Dennoch will er am Guten festhalten und am Ende seines Gebetes kommt er zu dem Satz: „Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück.“
Krarup fasste zusammen: In der Bibel ist das Ziel des Lebens nicht deckungsgleich mit dem Glücklichsein. Das Glück sei ein Geschenk, mit Fleiß nicht zu erreichen. In der Bibel gebe es „eine Haltung zum Ganzen des Lebens“. Trauer, Leid und Scheitern seien nicht das Gegenteil von Glück. Im Vertrauen auf Gott könne auch im Scheitern noch Glück liegen. Glaubende müssen das Gute nicht tun, um für sich selber etwas zu erreichen, sondern können es tun für das Gute an sich.
Christa Haar-Rathjen 01.10.2014