Der Menschenfischer übergibt das Ruder

Nachricht Osterholz-Scharmbeck, 03. Dezember 2021

Diakoniechef Norbert Mathy wurde im Gottesdienst für seinen Einsatz und seine Erfolge gewürdigt

„Ein Käpt´n“ - „Ein Menschenfischer“ - „Der Motor“: So wurde Norbert Mathy bei seiner Verabschiedung mit einem Gottesdienst in der St. Willehadi-Kirche am vergangenen bezeichnet. 37 Jahre war Mathy im Diakonischen Werk des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck tätig, davon 27 Jahre als Geschäftsführer der Einrichtung.

Aus Hamburg war extra eigens Heiko Jannsen angereist. Janssen war bis Ende 2003 Superintendent im Kirchenkreis und hatte zuvor noch elf Jahre mit dem Geschäftsführer zusammengearbeitet. „In dieser Zeit ist nie ein böses Wort zwischen uns gefallen. Nicht ein Missverständnis hat es gegeben“, blickte Jannsen in seinem Grußwort zurück. Eben ein Menschenfischer sei der 67-Jährige, hob Janssen hervor. „Denn du hast andere angesteckt zur Hinwendung zu den Schwachen.“

Mathy wurde am 27. Mai 1954 in Bremen geboren, hat Sozialpädagogik und Sozialarbeit studiert. Darüber hinaus erwarb er sich Qualifikationen in Sozialmanagement und Betriebswirtschaft. Er ist verheiratet und Vater dreier Töchter. 1984 stieg er beim Diakonischen Werk des Kirchenkreises ein. Er machte damals jungen Straftätern ein Angebot zu ihrer Begleitung. 1992 wird er Geschäftsführer des Diakonischen Werkes.

Doch warum wollte er gerade in der evangelischen Kirche und im Diakonischen Werk arbeiten? Mathy überlegt kurz und sagt, die neue Tätigkeit sei zu Beginn „nur eine interessante Arbeitsstelle“ gewesen. „Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass christliche Werte gut mit meiner politischen Haltung und meinem Engagement zusammenpassen.“ Außerdem sei er christlich sozialisiert. „Von daher war schon folgerichtig, dass ich mich hier wohl gefühlt habe und motiviert war, mich in die Aufgabe einzubringen“.

Superintendentin Jutta Rühlemann spannte den Bogen weiter, skizzierte die Aufgaben der Diakonie als Hintergrund für Mathys Würdigung. Diakonie sei hauptsächlich eine Haltung, die vermittle, dass Gott den Menschen gut gemacht habe. Da manche Menschen es nie gelernt hätten sich selbst wertzuschätzen, sei es die Aufgabe diakonischen Handelns, den Menschen dieses positive Selbstbild zu erleichtern.

  

„1992 wurde für das Diakonische Werk eine Geschäftsführung gebraucht“, erinnerte Rühlemann. Gefragt sei jemand gewesen, der angesichts der wachsenden Einrichtung „die Fäden in der Hand“ halten kann. „Was Norbert Mathy unter anderem ausgezeichnet hat, war sein Gespür dafür, was gebraucht wird“, sagte Rühlemann. Inzwischen gehören dem Diakonischen Werk 16 Fachdienste an. Darunter befinden sich die Schuldner-Beratungsstelle, die Migrations- und Flüchtlings-Beratung, der Ambulante Hospizdienst, Anderland, die Tagesstätte für psychisch kranke Menschen und das Gästehaus.

Für sein langjähriges Engagement erhielt der Noch-Geschäftsführer aus den Händen der Superintendentin das Kronenkreuz in Gold der Diakonie Deutschlands. „Als Ausdruck des Dankes und der Wertschätzung für die Treue und den Einsatz im Dienst des Nächsten“, wie die Superintendentin sagte. Außerdem überreichte sie dem 67-Jährigen schmunzelnd einen Karton mit Sekt: „Denn es war immer prickelnd mit Ihnen“.

Mit den 16 Fachdiensten habe es auch immer viele Verknüpfungen zur Kreisverwaltung gegeben, betonte Landrat Bernd Lütjen in seinem Grußwort. „Das war ein enger Austausch. Ich danke Ihnen für die gute Zusammenarbeit.“ Dabei sei Mathy 27 Jahre als Käpt´n an Bord der 16 Fachdienste gewesen. Es sei ihm gelungen, wichtige Projekte anzuschieben und viele Ehrenamtliche zu motivieren und zu fördern.

„Ich betrachte es als meine Aufgabe, Menschen eine Lobby zu geben, die hilfsbedürftig sind und in unserer Gesellschaft am Rande stehen“, zitierte der Landrat den scheidenden Geschäftsführer. Laut Lütjen hat es Mathy auch geschafft, die Diakonie auf stabile Beine zu stellen und feste Strukturen anzulegen. So sei Kontinuität gewährleistet. Mathy scheidet endgültig zum Jahresende aus, die Nachfolge ist bereits geregelt.

Als „Chef und Motor“ des Diakonischen Werkes habe Mathy entscheidend dazu beigetragen, Fachdienste wie Tafel und Suchtprävention auf den Weg zu bringen, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Osterholz-Scharmbeck, Brigitte Neuner-Krämer. „Du hast viele Menschen mitgenommen. Das ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unserer Stadt unverzichtbar.“ Es sei Mathy wichtig gewesen, so die Rednerin, Menschen, die in schwierigen Situationen Unterstützung und Beistand suchten, Zutrauen und Zuversicht zu vermitteln. „Zuhören, verstehen, akzeptieren und gemeinsame Wege suchen, diese Haltung und dieser Geist prägt deine Arbeit.“

Aus Hannover war Birgit Wellhausen vom Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen gekommen. Sie erinnerte an den Begründer der modernen Diakonie, Johann Hinrich Wichern (1808 bis 1881). In dieser Tradition steht Mathy, dem sie ihren Dank für sein überregionales Engagement aussprach. Denn Diakonie, so Wellhausen, sei ein integraler und unverzichtbarer Teil der Kirche.  

Norbert Mathy bedankte sich in alle Richtungen für die „wertschätzenden Worte“ wie auch für alle Unterstützung in den vergangenen 37 Jahren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachdienste hatten eine Bildershow aus den vergangenen Jahren mit Mathy zusammengestellt. Sie lief zum Abschluss während eines Imbisses im Kreis der Gäste mit angeregten Gesprächen.

Roland Hofer, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck