Corona-Krise: Kirche setzt auf digitale Formen des Gottesdienstes

Nachricht Hannover, 19. März 2020

Hannover (epd). In der Corona-Krise setzen die Kirchen in Niedersachsen auf digitale und elektronische Formen von Gottesdienst und Andacht. So gebe es schon jetzt eine Fülle von Ortsgemeinden, die ihre Mitglieder durch Übertragungen über das Internet und die sozialen Medien an Gottesdiensten teilhaben ließen, sagte der Vizepräsident des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Da sind unsere Leute sehr kreativ." Die hannoversche Landeskirche, der drei Viertel der evangelischen Gemeinden in Niedersachsen angegliedert sind, ist die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.

In der Regel seien bei den Übertragungen oder Aufzeichnungen nur die handelnden Personen zu sehen, erläuterte de Vries. Teilweise könnten sich die Zuschauer interaktiv an der virtuellen Feier beteiligen, indem sie etwa Gebetsanliegen per Chat oder Mail einsendeten. Die deutschen Bundesländer hatten am Montag alle gottesdienstlichen Versammlungen für die nächsten Wochen untersagt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Die evangelischen Kirche in Niedersachsen und Bremen sowie die katholischen Bistümer hatten bereits am Freitag allen ihren mehr als 2.100 Ortsgemeinden empfohlen, auf Versammlungen bis Mitte April zu verzichten.

In den nächsten Tagen wolle die hannoversche Landeskirche im Internet eine Seite freischalten, aus der hervorgehe, an welchen Orten Gottesdienste, Andachten und Gebetszeiten übertragen werden, sagte de Vries. Zugleich solle eine "Ideenbörse" für digital übertragene Formen der Feier vor Ort veröffentlicht werden, erläuterte der Vizepräsident. Dabei arbeitet die Kirchenleitung mit dem Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim zusammen.

Über ihren Youtube-Kanal will die Landeskirche auch selbst für jeden Sonntag und Feiertag in den kommenden Wochen einen kurzen Gottesdienst ausstrahlen. "Der kann dann zeitunabhängig angesehen werden", sagte de Vries. An Karfreitag und Ostern wird Landesbischof Ralf Meister diesen virtuellen Gottesdienst halten. Partner ist dabei der Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Zudem will die Kirche täglich ein kurzes "Geistliches Wort für den Tag" über ihre digitalen Kanäle anbieten.

Schwieriger seien Menschen zu erreichen, die nicht im Internet oder den sozialen Medien unterwegs seien, sagte de Vries. Für sie soll es möglicherweise Informationen durch Wurfsendungen in die Briefkästen geben. Darin will die Kirche Hinweise geben wie etwa Hausandachten oder persönliche Meditationen gestaltet werden können, zum Beispiel mit Hilfe des Evangelischen Gesangbuches.

epd Gespräch: Michael Grau