„Jeder Ort hat seine Reformationsgeschichte“
Landschaftsverband Stade stellt neues Buch über die Reformation im Elbe-Weser-Dreieck vor
Der Landschaftsverband Stade lädt ein zur öffentlichen Vorstellung des Buches „Die Reformation im Elbe-Weser-Raum. Voraussetzungen, Verlauf, Veränderungen“ am Freitag, 27. Oktober 2017, 15.00 Uhr, im Museum Schwedenspeicher in Stade, Wasser West 39.
15 Autorinnen und Autoren beschreiben in dem neuen Buch die Geschichte der Reformation im Elbe-Weser-Dreieck: in den Herrschaftsgebieten der Bremer und Verdener Bischöfe und im Land Hadeln. In dieser Region gab es nicht d i e Reformation als ein eindeutiges Ereignis mit festem Datum. Die neue Lehre Martin Luthers setzte sich zwischen Elbe und Weser im Verlauf des 16. Jahrhunderts allmählich durch. Vielerorts gaben Wanderprediger wie Heinrich von Zütphen in Bremen oder die Mönche des Stader St. Georgs-Klosters den Anstoß dazu. Wie die Bischöfe als Landesherren, die Stände und Kirchenpatrone, die Bürger und Magistrate der Städte, die Klöster und die Kirchspiele auf dem Lande darauf reagierten, davon erzählt das Buch.
Dr. Matthias Nistal (Oldenburg) und Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Osnabrück) schildern die sehr unterschiedlichen Lebenswege und Handlungen des altgläubigen Bremer Erzbischofs Christoph von Braunschweig-Wolfenbüttel und des reformatorisch gesinnten Verdener Bischofs Eberhard von Holle. Dr. Michael Ehrhardt (Bremervörde) beschreibt anschaulich mit vielen Originalzitaten die Einführung der Reformation in 15 Kirchspielen auf der Stader Geest, Dr. Axel Behne (Otterndorf) das Eindringen der Reformation in das Land Hadeln. Die Reformation in den Städten führen beispielhaft Dr. Jan van de Kamp (Apeldoorn) für Bremen und Dr. Elfriede Bachmann für Bremervörde vor Augen. Über die Situation in Stade handeln die Beiträge der Stader Historiker Dr. Arend Mindermann (über die Toleranz der Stader Brüderschaften in der Reformationszeit), Dr. Christina Deggim (über die große Gemeinde von niederländischen Glaubensflüchtlingen, die im späten 16. Jahrhundert in Stade lebten) und Dr. Ida-Christine-Riggert-Mindermann (über die Stader St. Georgskirche, die im späten 16. Jahrhundert eine letzte Blüte erlebte). Zahlreiche Studenten aus dem Elbe-Weser-Dreieck besuchten die Universität in Wittenberg und wurden dort zu überzeugten Lutheranern wie Dr. Julia Kahleyß (Bremerhaven) in ihrem Beitrag über Schulen und Universitäten berichtet, dagegen blieben mehrere der Klöster im Elbe-Weser-Dreieck bis ins 17. Jahrhundert hinein katholisch, so Dr. Christian Hoffmann (Hannover). Beiträge über das Verdener St. Andreasstift in der Reformationszeit (Dr. Walter Jarecki, Verden) und über die Umgestaltung vieler Kirchenräume der Region durch die Reformation (Dr. Dietrich Diederichs-Gottschalk, Padingbüttel) finden sich ebenfalls in dem Buch. Einen Gesamtüberblick über die Reformation im Elbe-Weser-Dreieck gibt Prof. Dr. Hans Otte (Hannover).
Dargestellt werden in allen Beiträgen des Buches die Gegensätze und auch die Konflikte, die die Einführung der Reformation im Elbe-Weser-Raum begleiteten. Die Reformation betraf bei weitem nicht nur die Kirche in diesem Gebiet, vielmehr veränderte sie die ganze Gesellschaft. Grundlegende Fragen, die alle betrafen, waren neu zu beantworten, beispielsweise die Versorgung der Armen und ein besseres Schulwesen in Stadt und Land. Bischöfe und Bauern, Adlige und Kirchenobere, Kaufleute und Stadtbürger, Pastoren und Prediger gestalteten die Einführung der Reformation im Elbe-Weser-Raum. Die Folgen der Reformation prägen Kirche und Gesellschaft bis heute, das macht auch der einführende Beitrag „Jeder Ort hat seine Reformationsgeschichte“ von Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy in dem neuen Buch deutlich.
Hans-Eckhard Dannenberg, Hans Otte (Hrsg.), Die Reformation im Elbe-Weser-Raum Voraussetzungen, Verlauf, Veränderungen, 368 Seiten, 74 meist farbige Abbildungen, fester Einband mit Schutzumschlag, 29,80 Euro, ISBN 978-3-931879-67-9.