HAMBERGEN. Welche Bedeutung hat das für uns? Wie feiern wir es? Dürfen wir auch neue Ideen einbringen? Mit vielen Fragen näherten sich am Freitag, den 11. August 50 Kirchenvorsteher/innen, Pastor/innen und Diakon/innen aus dem Ev.-luth. Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck dem Thema „Abendmahl“. Dieser Tag des Kirchenkreises in der Hamberger Kirche zeigte: In dem alten Sakrament steckt nicht nur viel Leben, Trost und Freiheit. Wir sollten auch neue Formen und Inhalte ausprobieren.
Wie sieht die Praxis des Abendmahls im Kirchenkreis aus? Der lebhafte Austausch in fünf Arbeitsgruppen bestätigte das Fazit von Superintendentin Jutta Rühlemann: „Wir haben bereits eine vielfältige Abendmahlspraxis, die unterschiedliche Menschen verschiedenen Alters einlädt und anspricht“. Das Spektrum reicht vom monatlichen Gottesdienst mit Abendmahl über das Tischhabendmahl an Gründonnerstag und Wandelabendmahl in der Osternacht bis zu Abendmahlsfeiern für Konfirmanden.
Bei der Ausgestaltung gibt es ein festes Gerüst von Abläufen und Elementen, die Liturgie, die jedoch auch Spielräume zulässt. „Der Halbkreis um den Altar, der Wechselgesang, das Vater Unser, die Einsegnungsworte, die Austeilung von Brot und Wein und die Entlassungsworte sind beim klassischen Abendmahl verlässliche Elemente“, fasst Hambergens Pastor Björn Beißner, der die Organisation leitete, die gängige Praxis zusammen. Variabel sind vielerorts die Wahl der Musikstücke, Lieder und Texte, die Aufstellung, die Verwendung von Einzelkelchen und Praktiken wie das Händereichen und der Gruß.
Für diese Praxis lieferte Dr. Jochen Arnold, Direktor des Michaelisklosters Hildesheim, Hintergründe und weitere Impulse. „Wir stehen im großen Traditions- und Segensstrom der Bibel“, sagte Arnold. Vom Passahmahl bis zum Mahl mit dem Auferstandenen sei man „Teil einer reichen Mahl- und Feierkultur“. Im Abendmahl handle Gott für und mit uns, es feiere die Zusage der Liebe und Sündenvergebung Jesu Christ und die Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen. Diese Zusage wecke Freude und mache dankbar.
Mit weiteren Thesen bestätigte er die offene Abendmahlkultur im Kirchenkreis: Abendmahl dürfe Menschen keine Grenzen setzen, müsse barrierefrei sein, alle Altersgruppen und besonders Kinder ansprechen. Wichtig sei das gemeinsame Singen und Musizieren und die Austeilungsform, im Kreis oder Oval mit Öffnung zum Kreuz hin. „Wir brauchen eine Vielfalt von Stilen, die Gemeinschaft stiften“, resümierte Arnold. Dazu gehörten auch die gegenseitige Wahrnehmung, der Friedensgruß, das Anfassen und das zugewandte Weitergeben von Brot und Wein. Arnold regte auch an, die Vielfalt liturgischer Elemente zu integrieren: neue Tisch- und Abendmahlsgebete, abgewandelte Einsetzungsworte, Formen der Wechselgespräche und Beichtgebete.
In fast alle Gemeinden werden Kinder schon früh mit dem Abendmahl vertraut gemacht, weiß Jutta Rühlemann. „Wer mit Kindern das Abendmahl gefeiert hat, erlebt, dass der Glaube mit seinen „Geheimnissen“ nicht nur mit dem Verstand, sondern mit allen Sinnen gefeiert werden will und kann“, sagt die Superintendentin.
Die meisten Teilnehmer profitierten von den neuen Einblicken und Anregungen: „Ich habe viele neue Lieder und Texte kennengelernt, die ich beim Abendmahl für Jugendliche verwenden kann“ freut sich Volker Austein, der neue Jugenddiakon im Kirchenkreis. „Viele Kirchenvorsteher aus meiner Gruppe sehen ihre Verantwortung und wollen das Abendmahl in der Gemeinde mitgestalten“. Heike Schumacher, die als Vorsitzende des Kirchenkreistags zur Veranstaltung eingeladen hatte, lobte „den regen Austausch über die Vielfalt der Abendmahlsfeiern“ im Kirchenkreis. Sie habe die „vertrauensvolle Atmosphäre der Gespräche als sehr bereichernd erlebt“. Auch Pastor Björn Beißner „schätzt den Blick über den Tellerrand der eigenen Gemeinde und die Einladung, Neues auszuprobieren“. Eckart Richter, Mitglied der Landessynode erwähnt den „hohen Anspruch der Veranstaltung“ und lobt den „regen Austausch in den Gruppen und die tolle Atmosphäre im Kirchenraum“. Ihm sei deutlich geworden, wie wichtig ihm „verlässliche Strukturen und Abläufe bei der Liturgie sind, die auch entlasten und Geborgenheit geben“. Neue Elemente findet er gut und wichtig, „wenn sie schrittweise eingeführt werden, um Teilnehmer nicht zu überfordern“.
Wie Bewährtes mit neuen Lied- und Textelementen und Gemeinschaftsgefühl verbunden werden kann, erlebten die Teilnehmer beim anschließenden Abendmahl und Festessen in der Kirche.
Roland Hofer, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck