Radikaler Schnitt soll Zukunft dreier Kirchengemeinden sichern

Nachricht 11. Mai 2014

Bremerhaven (epd). In einer landeskirchlich bisher einmaligen Initiative stellen sich drei Gemeinden im Norden Bremerhavens gemeinsam auf zukünftig sinkende Mitgliederzahlen und Finanzen ein. Sie wollen möglichst bis 2018 ihre alten Kirchen und Gemeindezentren aufgeben und in einem zentral gelegenen Neubau in Bremerhaven-Leherheide fusionieren.


"Alle Gemeinden fangen da neu an", sagte Kirchenvorsteher Wolfgang Jaeger am Freitag bei einer Vorstellung des Modellprojektes. Genauere Pläne zum Neubau und seiner Finanzierung existieren noch nicht.

Beteiligt sind die Johannes-, die Lukas- und die Markusgemeinde, die seit langem im Norden der Seestadt kooperieren und alle zum evangelischen Kirchenkreis Bremerhaven in der hannoverschen Landeskirche gehören. Die Landeskirche begleite das Projekt mit Anerkennung, sagte der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy. Die Initiative sei in ihrer Radikalität eine Premiere, betonte der Landessuperintendent und lobte die Kirchenvorstände: "Sie warten nicht ab, sitzen nicht aus, sondern gestalten die Zukunft."

Noch müssen die bauplanerischen Voraussetzungen geschaffen und Gelder beschafft werden für ein Gebäude, das ökologisch beispielhaft mehr Energie produzieren als verbrauchen soll. Schon jetzt zehrten alleine die jährlichen Heizölkosten der bestehenden Gebäude in Höhe von knapp 53.000 Euro die zur Verfügung stehenden Zuweisungen für die Gemeindearbeit auf, erläuterte Jaeger. Ohne Spenden und Mieteinnahmen wären die Gemeinden handlungsunfähig.

Die Gemeindegliederzahl sei von einstmals 24.000 in der Region auf heute etwa 9.700 gesunken, hieß es. 2025 rechnen die Gemeinden mit etwa 7.000 Mitgliedern. Das bedeutet auch personell tiefe Einschnitte, die Flächen in den derzeit existierenden Gemeindehäusern sind viel zu groß.

Zum Kirchenkreis Bremerhaven gehören gegenwärtig 15 Gemeinden mit zusammen 45.000 Mitgliedern. Jährlich gehen davon etwa 1.100 Mitglieder verloren, bilanzierte Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder.
Sie sagte, die meisten Gemeindemitglieder hätten sich bereits an die Vorstellung gewöhnt, dass die alten Kirchen aufgegeben werden sollten.
"Es gibt aber auch kritische Stimmen die sagen, was soll das denn, ihr wollt Kirchen abreißen?" In der hannoverschen Landeskirche wurden Brandy zufolge bisher mehr als zehn Kirchen entwidmet.