Pilgern liegt im Trend. Rund dreißig Hauptwege ziehen sich inzwischen durch Deutschland. Drei davon führen durch den Kirchenkreis Rotenburg: Ein Teilstück des Jakobusweg-Netzes, das von verschiedenen Routen in Europa startet und im spanischen Santiago de Compostela endet, durchquert das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide und Schneverdingen und trägt dort den Namen „Jacobusweg Lüneburger Heide“. Die Via Romea von Stade bis Rom durchläuft den Kirchenkreis über Scheeßel, Bellen und Neuenkirchen. Der Mönchsweg, ein Rad-Pilgerweg von Bremen nach Puttgarden in Dänemark, streift den Kirchenkreis ganz im Westen bei Horstedt.
Äußerlich unterscheiden lassen sich Pilgergruppen und einzelne Pilger von Wanderern oder Radfahrern nicht. Beate Stecher, Pastorin in der Peter-und-Paul Kirchengemeinde Schneverdingen und Referentin für Kirche im Tourismus in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, möchte diese Unterscheidung auch gar nicht vornehmen. „Es gibt hier keine Trennung. Ich kann wandern und pilgern gleichzeitig.“ Auch die Art der Fortbewegung ist egal – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Kanu. Sie muss nur aus eigener Kraft erfolgen. Denn dann bietet sie die Möglichkeit zur Entschleunigung und zum unmittelbaren Erleben der Welt. Das wäre durch eine Glasscheibe – etwa aus schnellen Autos oder Zügen – nicht möglich. Dazu kommt aber noch ein besonders wichtiges Element: die innere Haltung. „Pilgernde Menschen wollen sich nicht nur in der Natur bewegen, sondern sie suchen auch nach einer spirituellen Erfahrung“, sagt Stecher.
Das geht theoretisch auf jedem Weg. Pilgerwege bieten aber eine gewisse Infrastruktur etwa mit Beschilderung, verlässlich geöffneten Kirchen, Übernachtungsmöglichkeiten, Informationen zu Landschaften und Architektur und – für viele Pilger ganz besonders wichtig – einem Pilgerpass, in dem Stempel von den Etappen der Route gesammelt werden. Manchmal gibt es für einzelne Streckenabschnitte auch die Möglichkeit, sich durch ehrenamtliche Pilgerführer begleiten zu lassen. Sie werden dafür geschult, können etwas Spezifisches aus der Region erzählen und kleine geistliche Impulse setzen.