„Beziehungsnetze – aber sicher!“ ist der Titel eines kreativen Kunstprojekts, das die Künstlerin Friederike Kahle-Nicolaides mitten im zweiten Corona-Lockdown gemeinsam mit dem Frauenwerk Hannover gestartet hat. Ende vergangenen Jahres rief sie Menschen dazu auf, ihr ein gehäkeltes oder gestricktes Stoffquadrat zu schicken. Mit der Hilfe von Frauen aus dem Landkreis Stade fügte die Künstlerin die Einzelteile dann zu einem großen Beziehungsnetz zusammen. Rund 200 Männer und Frauen aus ganz Deutschland und der Schweiz beteiligten sich an der Aktion, bei der knapp 100 Quadratmeter Material zu drei bunten Netzen verarbeitet wurden. Am Sonnabend, 11. September, wird das Werk „Beziehungsnetze – aber sicher!“ bei einer Vernissage in der Kulturscheune in Drochtersen bei Stade um 17 Uhr vorgestellt.
Für Susanne Paul, Landespastorin für die Arbeit mit Frauen im Haus kirchlicher Dienste, geht es bei dem Kunstprojekt um mehr als ein textiles Werk. „Als die Künstlerin ihre Idee an uns herangetragen hat, waren wir sofort begeistert“, sagt Paul. „Denn die Beziehungsnetze waren ein sehr kreativer Weg, um Menschen in der Coronazeit auch ohne Präsenztreffen zusammenzubringen und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen.“
Zusammenhalt trotz Trennung sei die Leitidee der Aktion gewesen. Eine Idee, die auch Pastorin Wibke Lonkwitz der Kapernaum-Kirchengemeinde Resse ansprach. „Ich habe den Handarbeitskreis unserer Gemeinde gefragt, ob sie nicht teilnehmen wollen“, sagt Lonkwitz. „Die Frauen kommen seit Jahren zusammen. Während des Lockdowns konnte sich auch diese Gruppe nicht mehr treffen, wie so viele andere kirchliche Gruppen auch.“ Jede arbeitet für sich und doch an einer gemeinsamen Sache, das sei das Sinnbild der Beziehungsnetze-Aktion.
Vera Heinrichs aus Langenhagen bei Hannover wurde von ihrer Schwester auf die Aktion aufmerksam gemacht und war sofort dabei. „Erst wollte ich während des Corona-Lockdowns nur etwas zu tun haben“, erzählt sie. „Doch dann entwickelte sich bei mir zunehmend das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, eines Netzes, das sich von Mensch zu Mensch und von Ort zu Ort spannt.“
In den dunklen Monaten November und Dezember sei die Arbeit an dem Projekt auch „so etwas wie ein täglicher Lichtpunkt“ gewesen. „Nachdem ich meine Quadrate eingeschickt hatte, bekam ich einen sehr netten und persönlichen Brief der Künstlerin“, sagt Heinrichs. „Da wurde mir klar, wie umfassend das ganze Projekt ist und wie viele Menschen daran mitgewirkt haben.“ Sie hofft, dass die Beziehungsnetze als Ausstellung auch bald in Hannover oder in der Umgebung zu sehen sind. „Ich arbeite selbst künstlerisch und bin gespannt, wie Frau Kahle-Nicolaides die Collage aus den über 2000 Teilen gestaltet hat“, sagt Heinrichs.
Wichtig ist der Künstlerin und dem Frauenwerk, dass die durch das Kunstprojekt geknüpften Beziehungsnetze auch über das einmalige Werk hinausgehen. Die Künstlerin hatte dazu aufgerufen, neben den gehäkelten, gestrickten oder auch geklöppelten Quadraten Texte, Karten, E-Mails, Whatsapp-Nachrichten oder besonders gestaltete Umschläge mitzuschicken, die den Entstehungsprozess des Werkes dokumentieren sollten. Aus Fotos der Teilnehmenden entstand eine eigene Collage.