„‘Trump-Effekt‘: Parteien erleben Mitgliederansturm“. So titelte am 2. Dezember die Hannoversche Allgemeine. Menschen engagieren sich verstärkt in unseren demokratischen Parteien. Offenbar ist das Phänomen flächendeckend und hält auch Wochen nach der fürchterlichen US-Wahl an. Ich freue mich darüber. Unsere Demokratie braucht Menschen, die sich in der Politik engagieren. Keinesfalls dürfen wir das politische Feld den Populisten überlassen.
Zweifellos kann man zu unseren politischen Parteien manches Kritische sagen. Da gibt es sicher Hausaufgaben im Blick auf Transparenz, breite Partizipation und auch manche Postenvergabe nach Parteibuch. Aber pauschales Politiker-Bashing, wie es schon ziemlich lange Mode ist, schadet der Demokratie. Es ist unsachgemäß, generalisierend „die Politiker“ oder „die Parteien“ zu kritisieren. Und die neue Form, in der Anonymität der sozialen Netzwerke Polemik und Beleidigungen zu verbreiten, verdient ein sehr klares Nein! Als Christen haben wir hier auch an das das Achte Gebot zu erinnern, das Luther so auslegt, „dass wir unsern Nächsten nicht … verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen … Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ Das gilt unbeschadet des nötigen Streits in der Sache auch für Menschen in der Politik.
Unsere Demokratie hat Schwächen, aber sie ist die beste Staatsform, die wir je hatten. Wir bemerken an populistischen Bewegungen weltweit, dass sie keineswegs so ungefährdet ist, wie wir lange dachten. Es ist nötig, dass wir uns als Kirche klar zum demokratischen und sozialen Rechtsstaat und seinen Grundwerten bekennen (wie es in der Demokratie-Denkschrift der EKD relativ spät, 1985, geschehen ist). Dasselbe muss der Staat auch von anderen Religionsgemeinschaften erwarten. Dazu gehört auch, dass wir als Kirche Christinnen und Christen ermutigen, sich in der Politik und in den demokratischen Parteien zu engagieren. Und denen ausdrücklich danken, die diese oft mühsame Arbeit auf sich nehmen.